Es ist Mittwoch, der 23.02.2022 – ENDLICH scheint wieder die Sonne! Von unserem Wehrführer Florian Hartart bekommen wir die Information, dass sich die Lage Stück für Stück normalisiert hat und keine weiteren Kräfte der Feuerwehr an den Einsatzstellen benötigt werden.
Wie viele Feuerwehrleute in ganz Deutschland waren wir seit dem 17.02.2022 nahezu permanent im Einsatz. Durch die verschiedenen Stürme der letzten Tage hatten wir ein starkes Einsatzaufkommen, das wir gemeinsam gestemmt haben.
Wir kennen das zwar, dass der Melder uns meist in den ungünstigsten Momenten zum Einsatz ruft und wir alles stehen und liegen lassen. Jedem ist es schon vorgekommen, dass man Besuch daheim hat oder gerade los möchte. Plötzlich heißt es: Einsatz, los zum Feuerwehrhaus!
Bei diesem Sturmwochenende konnte man sich ein wenig drauf vorbereiten. In den Nachrichten hörte man vorab schon die ersten Warnungen und wir dachten eigentlich, es wird ähnlich wie das Wochenende zuvor.
Sturmnacht
Freitagabend braute sich so einiges zusammen. Es wurde immer windiger und unangenehmer. Wie zu erwarten, piepste irgendwann der Melder und dann ging es los.
Es war wirklich ungemütlich in der Nacht zu Samstag. Immer wenn wir einen Baum „abgearbeitet“ hatten, dauerte es keine 10 Sekunden bis wir die nächste Einsatzstelle anfahren mussten. Das macht dann irgendwann keinen Spaß mehr, wenn man den x. Einsatz in Folge fährt und es draußen stürmt… und kein Ende in Sicht ist. Zu späterer Stunde wurde es immer stiller auf dem Fahrzeug.
Von Baum im/am/auf/zwischen/neben Haus war alles dabei und während des Sturms und der Dunkelheit entpuppte sich jeder zweite davon als Herausforderung.
Um 4 Uhr morgens fing es dann auch noch an zu hageln und ein Kamerad stellte fest: „Wahnsinn! Wir hatten nun hell, dunkel, warm, kalt, windstill, windig, extrem stürmisch, Gewitter, kein Regen, Regen, Graupel, Schneeregen, Hagel. Das einzige was fehlt ist Nebel…“
Zweimal konnten wir in der Nacht zurück zum Feuerwehrhaus fahren und dort unsere nassen Handschuhe wechseln, die wir stundenlang trugen. Zu unser Überraschung wartete dort schon heißer Kaffee auf uns. Das war großartig.
Am Samstagmorgen um halb 7 konnten wir einen Teil des Teams nach Hause ins Bett schicken, damit diese uns später ablösen würden. Der Rest blieb bis um 11 Uhr. Keiner von uns hatte an diesem Wochenende mehr als 3-4 Stunden geschlafen und jeder von uns wusste, dass man am Montag wieder freudestrahlend zur Arbeit gehen darf, als wäre nichts gewesen. Das Spiel ging das restliche Wochenende bis Dienstag so weiter und wir hatten später auch mit dem Binnen-Hochwasser zu tun.
Die Tage stecken einem in den Knien und die Augenringe sind im Spiegel deutlich sichtbar. Die Arbeit musste liegenbleiben, der Haushalt durfte Haushalt bleiben. Einsätze sind eine spannende Angelegenheit, das wird jeder Feuerwehrangehörige bestätigen. Trotzdem ist es ein Knochenjob, stundenlang bei Hagel und Sturm mitten in der Nacht Häuser von Bäumen zu befreien. Wir sind froh, dass sich keiner bei unseren Einsätzen verletzt hat.